Rede von Bernadette Heim anläßlich der Vernissage

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, liebes - kunstinteressiertes Publikum

Treten Sie mit mir ein in die Welt der Farben - und lassen sich von den Ölbildern der Künstlerin Heike Justen verzaubern. Zauber der Farben ... so lautet auch der Titel dieser bunten Gemäldeausstellung. So bunt wie das Leben, so farbig, wie die Welt in der wir leben, sind die Ölbilder der Künstlerin. Sie lebt in ihrer farbigen Welt, und drückt dies auch immer wieder in ihren Bildern aus. "Die Malerei ist Ausdruck meiner Lebensfreude" bekennt Heike Justen, und greift zum Pinsel. Sie taucht ein in die Farben, die so leuchtend einen grauen Tag vertreiben, oder verheißungsvoll Frühling und Sommer in unseren Herzen einziehen läßt.

Die bunte Farbenpracht der Heike Justen erinnert an eine wunderbare Kindergeschichte, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Vielleicht kennt der eine oder andere unter Ihnen die Geschichte von Frederick, der Maus.

Vier kleine Mäuse lebten in der Nähe eines Kornspeichers. Und weil es bald Winter werden sollte, arbeiteten die kleinen Mäuse Tag und Nacht, um Vorräte anzuschaffen. Nur eine Maus arbeitete nicht. Frederick.

"Warum arbeitest Du nicht?"

"Ich arbeite doch", sagte Frederick, ich sammle Sonnenstrahlen für die kalten, dunklen Tage. Und als er wenig später noch immer so da saß, fragten sie ihn:

"Was machst Du jetzt?" "Ich sammle Farben" Während die Feldmäuse fleißig weiter arbeiteten saß Frederick still. Als die Tage dunkler wurden, hatten sie anfangs noch genügend zu essen, doch mit der Zeit wurden die Vorräte knapp. "Was machen Deine Vorräte Frederick?"

"Macht die Augen zu. Jetzt schicke ich euch die Sonnenstrahlen. Fühlt ihr schon, wie warm sie sind? Warm, schön und golden? " Und während Frederick so von der Sonne erzählte wurde es den kleinen Mäusen schon viel wärmer. War das Fredericks Stimme, oder war es gar ein Zauber? "Und was ist mit den Farben, fragten sie aufgeregt. "Macht wieder eure Augen zu. Und als er von blauen Kornblumen und roten Mohnblumen im gelben Kornfeld - und von grünen Blättern am Beerenbusch erzählte, da sahen sie die Farben so klar und deutlich, als wären sie aufgemalt in ihren kleinen Mäuseköpfen.

---- Und die Wörter, Frederick?

Frederick räusperte sich, wartete einen Augenblick, und dann sprach er wie von einer Bühne herab:

"Wer streut die Schneeflocken?

Wer schmilzt das Eis?

Wer macht lautes Wetter?

Wer macht es leis?

Wer bringt den Glücksklee im Juni heran?

Wer verdunkelt den Tag?

Wer zündet die Mondlampe an?

Vier kleine Feldmäuse wie du und ich wohnen im Himmel und denken an dich.

Die erste ist die Frühlingsmaus, die lässt den Regen lachen.

Als Maler hat die Sommermaus die Blumen bunt zu machen.

Die Herbstmaus schickt mit Nuss und Weizen schöne Grüße.

Pantoffeln braucht die Wintermaus für ihre kalten Füße.

Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind vier Jahreszeiten. Keine weniger und keine mehr. Vier verschiedene Fröhlichkeiten."

Als Frederick aufgehört hatte, klatschten alle und riefen: "Frederick, du bist ja ein Dichter! Frederick wurde rot, verbeugte sich und sagte bescheiden: "ich weiß es ihr lieben Mäusegesichter!"

Ähnlich wie Frederick sammelt auch Heike Justen Farben. Sie fängt sie in ihrer ganzen Pracht ein und bringt die bunte Welt der Natur auf die Leinwand. Ihre Motive findet Heike Justen von der Türe. Im Garten, auf der Wiese. Stiefmütterchen, die mit ihren Gesichtern so freundlich blicken, reizen sie ebenso, wie die grazilen Mohnblumen, die so lebendig auf der Leinwand erscheinen. Schon als Kind hatte Heike Justen das Bedürfnis sich in Farben mitzuteilen. Ihr Berufswunsch entwickelte sich mit aller Intensität aus Liebe zur schöpferischen Kraft. Sie wurde Modedesignerin. Und auch hier erlag sie dem Zauber der Farben. Als Autodidakt hat sich die Künstlerin alle Techniken selbst erarbeitet. Verschiedene Stilrichtungen prägen ihre Bilder.

Sie läßt sich inspirieren von der großen Kunst früherer Meister und schafft daraus ihr "Eigenes" Mit kühnem Strich bezieht die Künstlerin den Rahmen ins Gemälde mit ein, ein weiteres Kunstobjekt ist geschaffen, das eine könnte ohne das andere nicht sein. Einen Tag ohne Staffelei? Den gibt es bei Heike Justen nicht. Rasch eine Skizze, und schon entsteht aus ihrer Hand ein neues, brilliantes Ölbild und gibt intensive Gefühlswelten frei.

Ist es ein Zauber? Nun, öffnen Sie Ihre Augen. Schauen Sie genau hin, Lassen Sie sich also verzaubern, von der Farbintensität ihrer Bilder. Tun wir es Frederick, der kleinen Feldmaus gleich, und sammeln die Farben in uns. Vielleicht können wir so manch trüben Gedanken damit verscheuchen. Es ist nicht die erste Ausstellung, die die Künstlerin Heike Justen bestreitet. Bereits 1992 in Wiesbaden erfreute sie die Menschheit mit der bunten Farbenpracht. Im vergangenen Jahr stellte sie zusammen mit der Künstlerinnengruppe "die Sieben" in Niederheimbach aus, eine Ausstellung im Landgasthaus Schloßberghof, ebenfalls in Niederheimbach war bis vor kurzem zu sehen. Nun haben wir hier in Bingen Gelegenheit, in der Galerie im Café Life und Art ihre Ölbilder zu bewundern.

Ist es ein Zauber? Ich lasse Sie allein mit diese Frage und den Bildern. Ingrid Bär und Helmut Wolf spielen auf dem Akkordeon. Und wenn Sie das Gefühl haben, sie seien in Frankreich zu Besuch, so lassen sie auch das mit sich geschehen. Die Musette, so herrlich leicht und beschwingt passt wunderbar zum Zauber der Farben.